Die erste Kirche im Ort


Die alte Thalheimer Kirche, Vorgängerin der heutigen, war ein kleiner, schlichter Bau. Alle Wände hatte man umlaufend mit Ornamenten und Bibelsprüchen bemalt. Die Emporen schmückten Gemälde biblischer Geschichten.
Um die Kirchle herum befand sich der Kirchhof. Von ihrer ganzen Anlage her gehörte die alte Thalheimer Kirche zu den typischen sächsischen Dorfkirchen. Sie hat Jahrhunderte überdauert, Kriege und Unwetter überstanden. Doch irgendwann konnte sie die stetig wachsende Zahl der Einwohner nicht mehr in ihren engen Mauern fassen. Im Sommer 1849 wurde die Thalheimer Kirche abgetragen. Weder vom Bauwerk selbst, noch von der Inneneinrichtung ist Wesentliches erhalten geblieben.

 

Der neue Grundstein - die Gemeinde wächst

 

Am 1. Juli 1849 konnte feierlich der Grund­stein für die neue Kirche gelegt werden. Nach Plänen des bedeu­tenden Baumeisters Christian Friedrich Uhlig aus Alten­hain wurde die Kirche im klassizisti­schen Stil errichtet. Seine Söhne Gustav Wilhelm, Carl Fer­dinand und Louis Julius übernah­men die Ausfüh­rung des Baues, bei dem rund 70 Zimmerleute, Maurer und Handlanger mit­wirkten. Die Arbeit dieser Handwerker wurde durch Baufuhren und Handdienste aller Thalheimer Einwohner ent­scheidend unterstützt. Besonders sind die Leistungen des Gemein­devorstandes Fürchtegott Leberecht Reuther (1805-1879) als Hauptrech­nungs­führer und des Gemeindeältesten Daniel Friedrich Drechsel (1801-1873) als Bauaufseher zu würdigen.Trotz anfänglich unüberwindbar erscheinender Schwierigkeiten in der erstaunlich kurzen Bauzeit von 16 Monaten zur Ausführung gelangen.

 

Kirchenrenovierungen

Der wirtschaftliche Aufschwung der Stadt Thalheim nach dem 1.Weltkrieg fand in der Innenrenovierung der Kirche 1922 Ausdruck. Neben der neuen großen Orgel wurde es ein „farbenfrohes“ Gotteshaus mit kräftigen Farbtönen und Ornamenten statt des schlichten weiß-gold. Dazu eine großes Altarkruzifix und Marmor-Taufstein.

„Zu dunkel“, befand die nächste Generation bei der Innenrenovierung 1966 . Die dunkelbraunen Bänke wurden wieder weiß; auch die Wände weiß mit goldener Zier. Das große Altarkruzifix fand in der renovierten Friedhofshalle einen Platz; der Marmor-Taufstein wurde Museumsstück – das ursprüliche Altarkruzifix und der „blaue“ Taufstein kehrten zurück.

Die klassizistische farbliche Gestaltung „Weiß mit Gold“ blieb bei der Renovierung 2018 erhalten. Die Altarraum-Seitenbänke wichen der Band-Ecke und der Rollstuhlauffahrt. Die „Betstuben“ wurden zu Technikräumen, Krabbelraum und Teeküche. LED-Strahler erhellen den Raum. Unter der Orgelempore entstand der Begegnungsraum nach mancherlei Diskussion zum Herausnehmen der 7 Bankreihen und 4 Säulen. Aber der Raum eignet sich wunderbar fürs Kirchenkaffee, für Kinderwagen, Seniorentreff, Osterfrühstück, Ausstellungen – Raum für vielfältiges Wachstum und Gemeinschaft.

 

Himmlische Klänge!

Die neue Thalheimer Kirche erhielt 1852 eine Göthel-Orgel , deren Gehäuse noch heute ein Schmuckstück ist. Die 62 Prospektpfeifen aus 145,5 kg Zinn fielen dem 1.Weltkrieg zum Opfer. Der Fabrikantenverein stiftete 1922 die pneumatische Orgel der Gebrüder Jehmlich aus Dresden mit 50 Registern . Dafür wurden die Seitenflügel am Gehäuse ergänzt und der Turmzugang zur 2.Empore für das Orgelwerk benutzt. Am 28. Januar 1923 war die Abnahme dieser spätromantischen Orgel.

1995 stand die Orgel mit ihren spielerischen Mängeln vor dem Aus. Doch statt dem Ersatz durch eine elektronische Orgel erfolgte durch die Fa. Jehmlich 1997 die Restaurierung . Nach der Innenrenovierung der Kirche 2018/19 wurde aus der fälligen Reinigung 2020 eine Generalreparatur durch die Orgelbaufirma Ekkehart Groß mit Förderung durch Mittel der Bundesregierung und des Freistaates Sachsen mit technischen Verbesserungen. Nun entweicht keine Luft mehr durch Holzwurmbefall oder undichte Verbindungen und erfüllt den Raum mit schönem Klang.

Hört, hört des HERRN Wort!

Aus der alten Thalheimer Kirche wanderte 1850 die große Glocke in den neuen Kirchturm und erhielt zwei kleinere Schwestern. Leider fiel das Bronzegeläut dem 1.Weltkrieg zum Opfer – d.h. eine Glocke ging verloren; eine andere, 217 kg schwer, wurde vom „Glockenfriedhof“ frei gekauft für das neuen Bronzegeläut mit den Tönen es-g-b, das 1920 erstmals erklang. Auch die während des 1.Weltkrieges im Turm verbliebene „alte“ große Glocke wurde für die neuen Glocken mit eingeschmolzen – aus heutiger Sicht ein herber kulturgeschichtlicher Verlust. 1926 wurde der marode Holzglockenstuhl durch einen Eisenglockenstuhl ersetzt und zugleich um die große „Luther“-Glocke erweitert – 2.300 kg schwer mit dem Ton „c“.

Im Januar 1942 wurden drei Glocken für Kriegszwecke abtransportiert, dazu dann auch die Stahlklöppel. Nur die kleinste Glocke verblieb im Kirchturm.

Zum Reformationstag 1948 erklangen erstmals die 5 neuen gußeisernen Glocken in gekröpften Jochen in es-ges-as-b-des (eine Oktave höher als das Geläut der Kreuzkirche in Dresden). Die Kosten beliefen sich auf 12.071 DM. Die kleine Bronzeglocke wurde für das Geläut in Lichtenhain/Kr.Sebnitz überlassen.

Die Lebensdauer gußeiserner Glocken ist ziemlich begrenzt – sie rosten „von innen heraus“. Darum bemühte sich die Gemeinde um ein neues Bronzegeläut. Die kleine Glocke wurde zum Reformationstag 2011 auf dem Reiterplatz durch Bruder Michael aus Maria Laach gegossen, die drei größeren in der Glockengießerei in Maria Laach. Am 11.Mai 2013 war der Umzug der Glocken mit Pferdegespannen durch die Stadt und die Glockenweihe auf dem Reiterplatz, ehe sie anschließend per Kran in die Glockenstube gehoben wurden. Am 16.Juni 2013 wurde das neue Bronzegeläut aus 4 Glocken mit den Tönen es-ges-as-b im neuen Holzglockenstuhl in der erneuerten Glockenstube in Dienst genommen.

Die kleinste der Gußstahlglocken verblieb mitsamt Klöppel und Joch als Ausstellungsstück im Kirchturm. Ihr 4 größeren Geschwister mahnen am Standort auf dem Friedhof zum Frieden.

Glocken mahnen bei Gefahr und künden vom Frieden. Sie laden mit ihrem täglichen Geläut zum Gebet ein und rufen zur Gottesdienstfeier zusammen als „Stimme Gottes“.

 

Auf ins Kinderparadies!

Im Pfarrgarten lädt seit 2018 ein Spielplatz der Fa. Holzhandwerk die Kinder zum Spielen und die Erwachsenen zum verweilen ein.

 

 

   Geschichte